Die SDGs und das GLS Nachhaltigkeitsverständnis
Für die GLS Bank steht der Mensch mit seinen Bedürfnissen im Mittelpunkt jeder Tätigkeit. Nachhaltigkeit bedeutet für uns, so zu leben, dass wir der Verantwortung gerecht werden, die wir gegenüber heutigen und zukünftigen Generationen tragen. Deswegen handeln wir stets zukunftsweisend und schützen mit dem was wir tun die Lebensgrundlage des Menschen – eine intakte, regenerative Natur. Wenn wir das gut tun, den Menschen in den Mittelpunkt stellen und die Natur schützen, dann sind wir erfolgreich. Dieser Erfolg spiegelt sich ebenfalls in ökonomischem Gewinn wider, der für die GLS Bank immer nur die Folge, nie aber der Zweck unseres Handelns ist.
In diesem Sinne, begrüßen wir die SDGs und die Agenda 2030 als erstes internationales Rahmenwerk für eine gemeinsame Entwicklung zu mehr Nachhaltigkeit. Wir nehmen ambitioniert unsere Rolle als geforderten Akteur wahr, richten uns jedoch nicht kritiklos an den SDGs aus. Wie das geht? Wir reflektieren die SDGs kritisch anhand unseres Nachhaltigkeitsverständnissen und orientieren uns an denjenigen Zielen, die mit unserem Nachhaltigkeitsverständnis im Einklang sind.
Die SDGs setzen den Fokus auf eine Vereinbarkeit von Ökonomie, Ökologie und Sozialem. Das bedeutet, dass ökonomischer Gewinn im Einklang mit sozialer Gerechtigkeit und ökologischen Grenzen stehen soll. Wirtschaftswachstum wird dabei ebenfalls als zentrales Instrument einer nachhaltigen Entwicklung, allerdings entkoppelt von Ressourcenverrauch - verstanden. Nach unserem Nachhaltigkeitsverständnis ist Wirtschaftswachstum als Selbstzweck kein geeignetes Ziel. Einige der Entwicklungsziele stehen zudem in direktem Konflikt miteinander: Das von den SDGs anvisierte Wirtschaftswachstum erfordert enorme Massen an Landfläche und Ressourcen. Dies wiederum wirkt sich tendenziell negativ auf den Schutz von Biodiversität, Bodenvitalität und Natur aus.
Ferner fehlen in den SDGs Inhalte, die wir als zentral für eine gesunde, vielfältige und nachhaltige Entwicklung verstehen. An keiner Stelle fassen die SDGs zum Beispiel die Bedeutung von Kultur auf. Sei es durch eine gerechte Teilhabe für alle Menschen am kulturellen Leben, zur Freiheit des kulturellen Ausdrucks oder zur Bedeutung von Kultur für die Nachhaltigkeitstransformation. Das SDG 7 fordert einerseits bezahlbare und saubere Energie, setz in einem Unterziel jedoch auf „fortschrittliche und saubere Technologien für fossile Brennstoffe“. Zahlreiche weitere Fragen sind mit Blick auf die SDGs kritisch zu hinterfragen. Der Dringlichkeit der globalen Herausforderungen werden sie in jedem Fall nicht ausreichend gerecht.
Wo verorten wir uns also als GLS Bank in den Entwicklungszielen? Was wünschen sich unsere Kund*innen, Mitglieder*innen und Mitstreiter*innen? Was denken die Mitarbeiter*innen? Der Bankensektor findet in den SDGs keine ausdrückliche Erwähnung. Umso wichtiger ist es, alle SDGs kritisch zu prüfen und interne Prozesse und insbesondere das Kerngeschäft auf relevante SDGs auszurichten. Durch unsere Anlage- und Finanzierungsgrundsätze, unseren klaren Ausschlusskriterien aber vor allem den positiven Geschäftsfeldern unserer Kund*innen sind wir als GLS Gemeinschaft aktiver Gestalter einer nachhaltigen Entwicklung. Wir gehen dabei oftmals deutlich über die SDGs hinaus und richten unseren Fokus auf positive Zukunftsbilder in Einklang mit unserem Nachhaltigkeitsverständnis. (Bezug zu Kapitel Wirkungstransparenz)
SDGs konstruktiv-kritisch begleiten
Trotz aller Kritik sind die SDGs ein richtungsweisendes, internationales Abkommen zum Schutz der Umwelt und zum Abbau von sozialen Ungleichheiten. Die SDGs müssen jedoch kritisch hinterfragt, konstruktiv begleitet und weiterentwickelt werden.
Unser Ansatz ist eine konzeptionelle Analyse der SDGs auf verschiedenen Abstraktionsebenen, die eine ganzheitliche Betrachtung der einzelnen Themenfelder erlaubt. Dabei nehmen wir folgende Kategorien von Perspektiven ein, um den Inhalten und Wirkungen der SDGs auf den Grund zu gehen:
- Wirtschaftssystemische Kritikpunkte: Durch eine systemische Einbettung der SDGs in wachstumsbasierte und rein marktwirtschaftliche Logiken, können Fliehkräfte und Rebound-Effekte, die einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen, offenbart werden.
- Governance-bezogene Kritikpunkte: Die Einbettung der SDGs in z.T. undemokratische und intransparente Steuerungs- und Regelungssysteme, offenbaren Entscheidungsfindungs- und Implementierungsmerkmale, die einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen.
- Akteursbezogene Kritikpunkte: Hier wird auf die Relevanz von akteursbezogenen Verhaltensweisen und Handlungsmustern verwiesen, deren ausbleibende Transformation einer zügigen und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs entgegenstehen.
- Themenspezifische Kritikpunkte: Mit Verweis auf eine potenziell unsachgerechte Schwerpunktsetzung der Unterthemen und Details der SDGs, werden weitere Themen angeregt, die für eine zügige und der Problembewältigung angemessenen Umsetzung der SDGs förderlich wären.
- Positive Praxisbeispiele: Mithilfe positiver Berichterstattung und Best-Practice-Beispielen soll in dieser Kategorie versucht werden, alle oben genannten Ebenen anhand konkreter, positiver Praxisbeispiele zusammen zu bringen und die alltagsfähige Umsetzung der SDGs zu veranschaulichen (z.B. GLS Firmenkunden).