Kann die flächenintensivere ökologische Landwirtschaft unsere Bevölkerung komplett ernähren? Hat die ökologische Landwirtschaft das Potenzial zum neuen Standard zu werden? Eine von Greenpeace in Auftrag gegebene Studie des Forschungsinstituts für biologischen Landbau aus 2016 gibt Hoffnung: Es ist möglich, bis zum Jahr 2050 die Landwirtschaft so umzustellen, dass sie zum Erhalt und Aufbau unserer Lebensgrundlage beiträgt.
Gute Nachrichten
Ist es möglich im Jahr 2050 alle Einwohner*innen Deutschlands mit ökologischen und regionalen Lebensmitteln zu versorgen? Die Studie zeigt: ja! Es ist also noch nicht zu spät, mit einer Wende in der Landwirtschaft zu beginnen. Egal, ob 2050 76 oder 80 Mio. Menschen in Deutschland leben werden, ist – abgesehen von Lebensmitteln, die ein anderes Klima benötigen (wie Kaffee, Tee, Bananen) - kaum Lebensmittelimport nötig.1
Allerdings ist es nicht realistisch, dass bis 2050 alle landwirtschaftlichen Betriebe den strengen Bio-Anbau-Richtlinien entsprechen. Die Studie nimmt stattdessen eine schrittweise Annäherung der konventionellen Landwirtschaft an diese Bio-Anbau-Richtlinien an („Ökologisierung der konventionellen Landwirtschaft“).
Das bedeutet, dass die konventionelle Landwirtschaft ihre Flächen klimaschonend bewirtschaftet, die biologische Vielfalt auf ihren Agrarflächen deutlich erhöht, signifikant verringerte Schadstoffeinträge verursacht, die Nutztierhaltung verbessert und die Erzeugung von Futtermitteln und – falls erforderlich und möglich – von Biomasse gentechnik- und schadstofffrei geschieht.
Was Konsument*innen dazu beitragen müssen
Dafür braucht es allerdings auch Einsatz von Seiten der Bevölkerung: Zum einen muss der Fleischkonsum um mehr als die Hälfte reduziert werden. Die Studie geht in ihrem Szenario von einer „Großen Ernährungswende“ aus, was bedeutet, dass sich 8 Prozent der Bevölkerung vegan, 22 Prozent vegetarisch und 45 Prozent „flexitarisch“ ernähren würden. Nur 25 Prozent dürften sich in diesem Szenario fleischbetont ernähren.2 Außerdem müssen die Lebensmittelabfälle in Privathaushalten und Restaurants halbiert werden. Unter diesen Annahmen ist die Ökologisierung der Landwirtschaft möglich. Wenn keine oder nur eine kleinere Ernährungswende stattfindet, müssten biologische Lebensmittel aus dem Ausland importiert werden, also fremde landwirtschaftliche Flächen genutzt werden, um Deutschlands Bevölkerung biologisch zu ernähren.